Cafe de la Habana
Postkarten-Prosa 05/06
Noch einmal Atem holen, bevor ich in die Nacht abtauche.
Ich habe mich vor Mitternacht im Cafe de la Habana eingefunden.
Nanu hat Gäste.
Nanu tritt auf.
Er sitzt auf dem Barhocker, die Gitarre auf dem Schoß und singt
von Liebe, Tod und Revolution.
Ich verstehe kein
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Spanisch.
Ich lese die Geschichten, die er besingt aus seinem Gesicht.
Wenn Nanu nicht singt, mischt er teure Cocktails
und spart an der Beleuchtung.
Im Cafe de la Habana ist es zu Dunkel für´s fotografieren,
selbst für mich.
Kerzen auf dem Tisch,
hier und da zeigt der verstaubte Lichtfinger eines Scheinwerfers
auf ein Kunstwerk an der Wand.
Ich mag das Gemälde eines Mannes mit Strohhut,
der auf einer Wiese liegt und das Nichtstun genießt.
Solch begabtes Strandgut hängt hier in jeder Bar, in jedem Restaurante.
Cadaques ist ein besonderer Hafen.
Hier werden die Künstler im Dutzend
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an die Küste gespült,
doch wo Dali,
Picasso und Miro einst festgemacht haben,
reicht das einfache Du nicht für einen Ankerplatz
Auch die Namenlosen wollen Essen.
auf den Speisekarten finden sie ihre Umrechnungen
in Öl, Acryl und Tusche.
Nanu, die Wärme und ein erster Cocktail lullen mich ein.
Ich werde unachtsam und verfange mich in Erinnerungen.
zu viele Fäden, um ihnen allen zu folgen,
Plötzlich ortet mein Ego ein Lächeln
das aus dem Halbdunkel in meine Richtung zielt.
Ich lächle leise zurück.
Zeit für Rauchopfer.
Sie greift zur Zigarette
hebt die Kerze vom Tisch
und bündelt Licht und Hitze
bis der Tabak
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rot aufglüht.
Blende 1,2 bei einer 1/30 Sekunde,
ich sehe durch einen
imaginären Sucher,
sehe das Sie nicht mehr die Jüngste und nicht mehr die Nüchternste ist.
Bei den Cocktails hat sie einen Vorsprung.
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